Frau Müllers Rache

Frau Müllers Rache

Roman, 248 Seiten

Kindle Edition 2020, 9,99 €

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August: Der Feind zeigt sich

September: Rache, wie geht das?

Oktober: Testläufe

November: Der Preis des Erfolgs

Dezember: Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr

 

Frau Müller, 53, ist Chefsekretärin in einem Berliner Verlagshaus. Lebensmittelpunkt war ihre Tochter Eva, die als Lektorin in einem anderen Verlag arbeitete, von ihrem Chef Jörg Götz aber so gemobbt wurde, dass sie sich das Leben nahm.

Jetzt tritt dieser Jörg Götz in die Verlagsgruppe ein, für die Frau Müller arbeitet. Sie kann Eva rächen!

In den folgenden Monaten wird ihr Arbeitsplatz zur Waffe. Frau Müller fälscht erst eine Liste, dann einen Vertrag, sorgt für hohe Kosten und Chaos bei Sitzungen, zuletzt für eine öffentliche Blamage ihres Widersachers.

Sie erreicht ihr Ziel: Götz muss die Verlagsgruppe verlassen. Aber sie zahlt einen hohen Preis für ihre Rache.

 

Frau Müllers Büro lag in der obersten Etage des Verlagshauses, am Ende des Ganges, links. Vor zehn Jahren, als Weidehaas zum Chef der Verlagsgruppe aufstieg und sie, seine Vorzimmerdame, in die Chefetage mitnahm – vor zehn Jahren hatte sich Frau Müller bitter beklagt, weil sie den ganzen Tag ohne Sonnenstrahl auf den kahlen Innenhof sah. Inzwischen war sie 57 und nahm das nicht mehr wahr.

Die Bürotür war nicht abgeschlossen. War Weidehaas schon im Büro, morgens früh um neun? Er ließ sich doch sonst vor elf kaum blicken. Die Handtasche kam in den Schrank, die Frisur wurde vorm Spiegel gemustert, Frau Müller setzte sich an den Schreibtisch.

Bevor sie ihren Computer hochfuhr, holte sie den hölzernen Marienkäfer aus der Schublade. Touristenkitsch, natürlich – wertloser Tand, den sie sonst nie in ihrer Nähe dulden würde. Aber ein Geschenk ihrer Tochter Eva. Auf weißem Holz leuchtete sein Rot am schönsten. Wenn Frau Müller Urlaub machte, brachte sie den Käfer in Sicherheit – wie leicht konnte eine Putzfrau ihn vernichten!

Das Telefon klingelte. „Guten Morgen, Herr Dr. Weidehaas.“

„Hallo, Frau Müller. Bringen Sie uns einen Kaffee?“

...

Sie platzierte die Tassen zwischen Weidehaas und seinen Gast, der pausenlos sprach. Die Worte ließen ihren Chef kalt. Deshalb sagte Frau Müller: „Um halb zehn haben Sie einen Termin hier im Haus, Herr Dr. Weidehaas.“ Wenn ihr Chef das Gespräch fortsetzen wollte, würde er antworten: Der Termin im Haus hat sich erledigt. Wenn nicht, half ihre Meldung ihm, den Besucher loszuwerden.

„Danke, Frau Müller“, sagte Weidehaas würdevoll. „Ich denke, das kann ich einhalten. Herr Götz und ich sind fast fertig ...“

Götz? Götz! Frau Müller zuckte zusammen und meine – zum ersten Mal in ihrem Leben – in Ohnmacht zu fallen. Zum Glück achtete niemand darauf.