Das 62. Wunder der Liebe

Das 62. Wunder der Liebe

16 Erzählungen, 131 Seiten

Kindle Edition 2016, € 2,99

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Vorsicht! In diesen 15 Erzählungen geht es nur selten idyllisch zu. Schon die erste handelt von einem hilflosen Provinz-Ehepaar, das sich vor einem Illustrierten-Team entblättert, um Schulden loszuwerden. Auch vormittags ist im Puff nichts los lässt keinen Frohsinn erwarten. Aber in anderen Geschichten kommt das Herz zu seinem Recht – wenn ein Sterbender sein Liebesglück beschwört oder Kinderaugen ein Wunder sehen. Es darf gelacht werden, wenn eine erfahrene Studienrätin unter dem Gequassel ihres Bahn-Gegenübers einen Orgasmus erlebt. Und mit echtem Herzblut erleben Leser und Leserin, was das Leben nur einmal bieten kann: Den ersten Kuss.

Leserstimmen:

In prägnantem Stil geschriebene Miniaturen, Skizzen und nicht allzu lange Erzählungen. Eigentlich leben die Menschen hier im bundesrepublikanischen Alltag, und nichts Sensationelles haftet ihnen an. Wie sie jedoch auftreten, agieren und in Szene gesetzt werden, ist dann sehr spannend und beeindruckend zu lesen.

Großes Lesevergnügen! Sehr gute Sprache! Satire und bittere Ironie pur!

Rita König, Autorin: „Johanne Jakobian spannt in ihren Texten einen Bogen von den pochenden Herzen zweier Teenager bis zum monotonen Klopfen des aneinander vorbeimonologisierenden Ehepaares. Plastische Schilderungen schwächelnder und starker Gefühlsregungen zeichnen diese Texte aus; sie begegnen dem Leser auf amüsante aber auch bestürzende, ja nachgehende Art.

Inhalt:

Unschuld oder: Es ist Liebe, aber sie wissen es nicht – Eine wirklich feine Dame oder: Winfried Sörgel und der Juwelenraub –  Schwarzweiß oder: Warum schweigt der GI? – Herzfehler oder: Vormittags ist im Puff nichts los – Herbstferien oder: Lodernde Flammen – Das Manuskript I oder: Bis dass der Hass euch scheidet  – Das Manuskript II oder: Altes Paar nimmt Abschied  – Ein Zeugnis für die Praktikantin Sarah oder: Der Mann, der sich nicht traut – Parallelen schneiden sich nicht oder: Ein Ehepaar, kein Zweifel – Kinderaugen sehen ein Wunder oder: Das gibt es wirklich – Vormittags ist im Puff nichts los oder: Im Gleichtakt der Gefühle – Das 62. Wunder der Liebe oder: Das tägliche Ritual – Heimkehr oder: Fast eine Hochzeitsreise – Die letzte Chance oder: Das Rendezvous als Machtkampf – Zoobesuch im Winter oder: Sein erstes Date.

Aus:
Unschuld oder Es ist Liebe, aber sie wissen es nicht

 

„Ist Evi da?“

Was für eine Frage, denkt Evis Mutter. Hat der Junge keine Augen im Kopf? Sie hat ihn nicht kommen hören, aber sie fährt nicht zusammen, weil er plötzlich vor ihr steht. In diesem sonnig-trägen Paradies aus Sand und Meer sind Gefahren unvorstellbar, und der braun gebrannte Zehnjährige wohnt im Ferienhaus nebenan.

Mutter und Tochter spielen Mensch-ärgere-dich-nicht. Der Junge setzt sich so, dass er Evi ins Gesicht sieht. Evi ist acht. Sie kippelt in ihrem roten Bikini auf dem Stuhl, würfelt schwungvoll, wirft ihr Haar zur Seite und schiebt mit der Linken eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Evis triumphierendes Lachen gehört zum Spiel – heute aber stutzt die Mutter über den Klang. Noch mehr über den Griff ins Haar.

Der Junge steht und verschlingt Evi mit den Augen. Ja, er verschlingt sie, denkt die Mutter ... Ihr wird kalt. Es sind doch Kinder, die sie sieht. Unschuldige Kinder und die Pubertät noch ein fernes Gerücht ...